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Lust an Liebe

Ein Essay von Daniel Briegleb

Passagen Verlag Wien / Reihe Philosophie
ISBN 9783709201084
104 Seiten, Euro 11,90. Erscheint im April/Mai 2014

Die zur Einsicht nötige innere Ruhe ist durch den Körper ständig gestört, sagt Platon. Gott ist Liebe, Sex ist Sünde, sagt die Kirche. Körperliche Lust und wahre Liebe − eine Nebeneinanderstellung, die in unserer Kultur eine lange Tradition hat. Die Sexualisierung hat ethische und emotionale Mängel erzeugt, die mit der Entkoppelung der Komplexe „Lust“ und „Liebe“ zusammenhängen. Sex ist in hohem Maße nicht mehr an Liebe gebunden, Eros droht zu zerfallen. Angesichts der gegenwärtigen entblößenden Transparenzmachung und des Konsums auch von Gefühlen, Körpern und Lüsten, geht der Verlust des Erotischen einher mit einer Einbuße an Zwischenräumen. Sie führt zu einer Abstandslosigkeit, die erotisches Fühlen erstickt.
Was kann Kontemplation – abseits einer in sich selbst versunkenen Andacht - für die Wiedergewinnung erotischen Raumes bedeuten? Welche Perspektive hat die Liebe im Angesicht von Selbstoptimierungsdrang und Bindungsarmut?

Unsere Gefühlsräume werden durch mediale und wissenschaftliche Wahrheitseinflüsterungen beeinflusst, die einem teils grotesk ausgeuferten Diskurs- und Informationsfeld entspringen. Lust an Liebe ist von dem Gedanken getragen, die Bildung von Liebesgegenwart mehr als einen von der körperlichen Erfahrung ausgehenden Prozess zu begreifen. Es entstehen Umrisse einer als geschichtlich verstandenen ars erotica, in der Körper, Liebe und Sexualität nicht als voneinander ablösbare Phänomene, sondern als ineinander verwobene Größen eines sinnbildendenden Zusammenhangs gesehen werden. Die Grundspannung der Schrift speist sich dabei aus dem Interesse, das leibliche Erleben im Hinblick auf die Bildung und Formung unserer selbst weiter aufzuwerten sowie Sexualität stärker ins Licht jener Größen zu stellen, die wir gemeinhin der Liebe zuschreiben.

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